Von der Ambivalenz, sich von etwas zu trennen
Bezeichnend betitelt mit „Los-g-lassen… vom Festhalten beim Loslassen“ zeigt Monika Clever anhand verschiedener Installationen und Wortspielereien die diversen Facetten, die uns einerseits ermuntern, sich von etwas zu trennen, andererseits aber eben auch daran hindern. Verzwickt, aber doch so menschlich. Und so gab es wieder viel zu schmunzeln in Clevers Bildergarten. Da führen einen auf drei weißen Stelen „Ja – Aber – Dagegen“ angebrachte Schildchen mit wohlbekannten Argumenten sowohl dafür als auch dagegen, etwas loszulassen, die Ambivalenz derlei Entscheidungen deutlich vor Augen: „Ich brauche Freiraum!“, „Die Zeit ist reif“, um dann dagegenzuhalten: „Das kann ich noch tragen!“, „Ich habe mich so daran gewöhnt!“.
In einer Vitrine findet sich das Foto eines Herren in mehreren „Loslass-Stadien“, erst verknickt, dann angekokelt, letztlich gänzlich verbrannt… um dann doch die Asche wieder in einem kostbaren Gefäß aufzubewahren – für Clever der „untaugliche Versuch loszulassen“.
Clevers traditionelle Tischinstallation überraschte dieses Mal mit einer Parade alter Damenhandtaschen mit Bügel. „Was hat meine Mutter nie losgelassen? Ihre Handtasche!“, verriet die Künstlerin.
Auch was sie sich dieses Mal für die vielen kleinen Holzkästen an der Wand zur Garage hat einfallen lassen, ließ so manchen Betrachter und Klappenöffner belustigt zurück. Außen immer mit „Tschüss“ beschriftet, hatte sie innen die unterschiedlichsten Ausdrücke gesammelt, wie man jemanden verabschiedet: „Gehab Dich wohl!“, „Zisch ab!“, „Mach die Tür von außen zu!“ bis hin zu typisch kölschen Abschiedsworten.
Ebenso ihr alter Eisenschrank mit den vielen Schubladen, der war nun mit diversen Sprüchen zum Thema Loslassen befüllt: „Wegwerfen beginnt mit dem ersten Teil!“, „Loslassen kostet weniger Kraft als Festhalten!“.
Im obligatorischen „Gäste“-Buch konnten sich die Besucherinnen und Besucher verewigen und (namenlos) die Frage beantworten, wovon sie sich nie trennen würden. Die ganze Szenerie erheiterten zudem bunte Ballons, die in den Bäumen hingen, so, als wären sie gerade eben erst losgelassen worden.
Wachtbergs Beigeordneter Swen Christian, der die Ausstellung eröffnete, brachte in seiner Begrüßung den Aspekt mit ein, dass heute zwar einiges schon gar nicht mehr faktisch besessen wird, siehe Car-/Bike-Sharing, E-Book und Streaming, aber auch dieser virtuelle Besitz könne belasten. Er stellte die Frage: „Was müssen wir loslassen in unserem Leben?“ Dinge loszulassen, schaffe immer Platz für Neues. Diese Chance sollten wir aufrechterhalten.
Für Hausfreunde und Holzköpfe
Wie schon in den Vorjahren hatte Monika Clever einige Gastkünstler eingeladen. Dieses Mal mit dabei waren die Schwestern Birgit Pleines und Susanne Fuß mit lustigen Bandsägeboxen. Die kleinen Holzobjekte, teilweise wie personifizierte Häuser gestaltet, zeigten allesamt unzählige Schublädchen. Die Boxen, betitelt als Hausfreunde oder Klotzköpfe, fertigt Pleines, die Entwürfe stammen zum Teil von Susanne Fuß.
Aus Kirsch- und Lindenholz
Ebenfalls mit Holzarbeiten dabei war Werner Siebigteroth. Er hatte schön gedrechselte Schalen, Dosen, Vasen sowie Kerzenständer und Teelichthalter mitgebracht. Die Vielfalt der dabei verwendeten Hölzer reicht von Apfel-, Kirsch- und Birnbaum bis zu Eiben- und Lindenholz.
In Memoriam Gitta Briegleb
In Erinnerung an Gitta Briegleb, die mit ihren Bildern viele Jahre die Ausstellungen von Monika Clever bereichert hat, zeigte Clever zudem nochmals eine Auswahl von Werken aus Brieglebs Nachlass. Der Erlös kommt dem Hospiz am Waldkrankenhaus Bonn zugute.
Nochmals geöffnet:
- Samstag, 10. Juli 2021 von 11.00 bis 18.00 Uhr
... zusätzlich: 18.00 Uhr Lyrik-Lesung von und mit Ursula Contzen - Sonntag, 11. Juli 2021 von 11.00 bis 16.00 Uhr
Bildergarten Monika Clever, Konrad-Adenauer-Straße 47, Wachtberg-Niederbachem