Tränenreich, aber auch komisch

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Clevers Lesetheater überraschte mit berührenden sowie skurrilen Texten

Monika Clever überraschte ihre Gäste wieder mit interessanten Texten. (Foto: Gemeinde Wachtberg/mf)


Gut ein Dutzend Lesebegeisterte hatte sich zu der Veranstaltung bei der Künstlerin eingefunden, die parallel mit ihrem Bildergarten zum Thema „am-wasser-g-baut – Von Seelenzu- und Wasserständen“ in den Kulturwochen bereits für beachtliches Interesse gesorgt hatte.


Von Tränengläsern…

Clever hatte ihr diesjähriges Lese-Event passend zu ihrer Ausstellung mit „… man reiche mir mein Tränenglas“ betitelt.

Zu Tränen rührt Goethes Dichtung um den nächtlichen Ritt eines Vaters mit Sohn, der ein tödliches Ende nimmt, immer wieder. Zur anschließenden Erheiterung, und damit gab Clever dann auch den Lesepart an die Gäste weiter, trug eine lustigere Version des Erlkönigs bei. Heinz Erhardts „Der König Erl“, bei dem es am Ende lautet: „Der Knabe lebt, das Pferd ist tot!“.

Monika Clever und ihre Gäste hatten sichtlich Spaß bei der Verteilung der Leserollen. (Foto: Gemeinde Wachtberg/mm)

Ein weiterer Klassiker, „Die Bürgschaft“ von Schiller, stand ebenso auf dem Programm wie auch „Unverhofftes Wiedersehen“ von Johann Peter Hebel. Berührend auch hier die Geschichte um eine hoch betagte Frau, die ihren Bräutigam, der in jungen Jahren im Bergwerk umgekommen und verschollen blieb, und diesen, durch besondere Umstände jugendlich konserviert aufgefunden, nun wiedersieht.
 

Monika Clever überraschte ihre Gäste wieder mit interessanten Texten. (Foto: Gemeinde Wachtberg/mf)



… und harten Kerlen


Aber nicht alleine klassische Literatur hatte Clever ausgewählt. Auch Liedtexte unterschiedlicher Couleur hatte sie ausgewählt.

So passten Michael Holms „Tränen lügen nicht“, „Indianer kriesche nit“ von den Bläck Fööss und Adamos „Es geht eine Träne auf Reisen“ ebenfalls gut zum „Tränenglas“-Motto. Besonders berührend Grönemeyers Lied „Der Weg“, in dem er den Tod seiner Frau verarbeitet hat, oder Sidos „Männer weinen nicht“.

Musiker Christian Bortz war auch mit Begeisterung dabei. (Foto: Gemeinde Wachtberg/mf)

Mit Erich Kästners „Gedanken beim Überfahren-Werden“ wurde es dann leicht makaber, aber durchaus skurril-erheiternd, um abschließend mit „Die Flut kommt pünktlich“ von Siegfried Lenz nochmals die ganze Tragik menschlichen Miteinanders zu thematisieren.


Clevers Tränenglas war gefühlt gut gefüllt nach dieser Leserunde mit vielen zu Herzen gehenden Texten. Nicht nass jedoch wurde der Bildergarten der Künstlerin, in dem das Lesetheater eigentlich hätte stattfinden sollen.

Statt im Garten fand - wetterbedingt - das Lesetheater in der Garage statt. (Foto: Gemeinde Wachtberg/mm)

 

Aufgrund einer Regenwarnung war die Veranstaltung direkt in die Garage verlegt worden, geregnet hat es dann aber doch nicht.

Spaß gemacht hat es trotzdem… auch wenn man nicht im Garten saß. Eine Träne wurde hierüber jedenfalls nicht vergossen.