Von unterirdischen Gängen ans tobende Meer

2022 - 15. Wachtberger Kulturwochen (Banner)

 

 


Führung durch die Ausstellung mit Michael Franke
 

Zuvor jedoch, und das war neu bei dieser Führung, lud er die Gäste zu einem Ateliergespräch ein und bat sie, sich erst einmal zu setzen. Franke erzählte dann, wie er zur Kunst gekommen ist. Früh, als Kind und Jugendlicher, schon habe er eine große Affinität zur Kunst gehabt und angefangen zu malen. Dies auch professionell zu machen sei erst durchkreuzt worden, als er nach einer ihn sehr prägenden Afrikareise nun doch lieber Ökonomie studieren wollte, um danach dabei zu helfen, derartige Missstände, die er gesehen hatte, zu verbessern. Hätte er sich nach erfolgreich abgeschlossenem Studium nicht eine kurze Auszeit in Rom gegönnt, wer weiß, was dann aus ihm geworden wäre, sicher kein Künstler. Denn wie das Leben so spielt, traf er dort auf einen Kunstkenner, der ihn angesichts seiner Malereien ermutigte, ernsthaft als Künstler weiterzumachen.


Bilderzyklus zu Dantes 700. Todestag

Und so konnten sich die Besucherinnen und Besucher anschließend davon überzeugen, wie Recht damals der Kunstkritiker gehabt hat. Frankes große Galerieräume sind immer wieder ein Erlebnis, seine Bilder imposant, sowohl von ihrer Größe, als auch von ihrer Farbintensität und der Art und Weise der Darstellung. Franke lebt viel in Italien. Dort, am Bolsena See, hat er sich in den letzten Jahren viel mit der etruskischen Kultur auseinandergesetzt, was sich in seinen Werken widerspiegelt.

Dunkle Schluchten, verwunschene Höhlen, versteckte Kolumbarien und unterirdische Gänge, hier ein heller Ausblick, dort ein schwarzes Loch, eine Höllenpforte, ein Eingang ins scheinbar Ungewisse. Ober- und Unterwelt, Licht und Schatten, die Welt in allen ihren Ebenen, die der Lebenden und die der Toten.
 

Die Natur hatte eine große Bedeutung in der Kultur der Etrusker. (Foto: Gemeinde Wachtberg/mm)
Die Natur hatte eine große Bedeutung in der Kultur der Etrusker. (Foto: Gemeinde Wachtberg/mm)

 


 

 

 

 

 

 

Anlässlich des 700. Todestages von Dante im letzten Jahr hat er für die Dante-Gesellschaft in Rom einen Bilderzyklus zu Dantes „Göttlicher Komödie“ geschaffen. Corona bedingt kam es dort aber erst verspätet zur Ausstellung. Bald sollen die Werke auch in der Deutschen Dante-Gesellschaft in Düsseldorf gezeigt werden. Einen ersten Eindruck, eine kleine Auswahl des insgesamt 75 Bilder umfassenden Gesamtwerkes erhielten die Gäste bereits jetzt… im Gimmersdorfer Atelier des Künstlers.
 

Michael Franke erklärte sehr anschaulich seine Bilder. (Foto: Gemeinde Wachtberg/mm)
Atelierführung: Franke vor einem Tryptichon aus seinem Dante-Zyklus – „Malebolge“ – Inferno, canto XVIII, 1-18. (Foto: Gemeinde Wachtberg/mm)

 

 

 

 

 

 

 

 

Michael Frankes „Empireo“ aus seinem Dante-Zyklus. (Foto: Gemeinde Wachtberg/mm)

Franke erläuterte anhand der Bilder die Besonderheiten der Landschaften, die rituelle Bedeutung von Wasser, wie auch die Gewichtung der vier Jahreszeiten.

Alles steht miteinander in Verbindung und bildet eine Einheit.

Diese Komplexität hat er in seinem großen Bild „Empireo“ dargestellt. Das Empyreum, der Feuerhimmel, ist in der dantischen Kosmologie der höchste und letzte der von der Erde aus sich entfaltenden Himmel, der Sitz Gottes. Die ganze Farbskala wiedergebend war das Bild ein leuchtendes Rund von magischer, beeindruckender Präsenz.

 

 

Die Kraft der Natur

Im oberen Atelier, da, wo er auch malt, wo seine Pinsel und Farbtuben auf dem großen Holztisch liegen, in diesem von Licht durchfluteten Raum, hatte Franke andere Motive ausgestellt. Dort dominierte das Thema Wasser.

Atelier-Stillleben. (Foto: Gemeinde Wachtberg/mf)

 

Der Künstler surft gerne an der holländischen Küste. Ein Erlebnis gab er spannend zum Besten.

Eine sehr große Welle habe ihn einmal überrollt, das Segel zerstört und ihm einige Blessuren beschert. Derart von der Natur bewegt, habe er sich in seinem Strandhaus direkt an die Staffelei gestellt und die gerade erlebte Erfahrung im Bild festgehalten. In leuchtenden Blautönen bauen sich darauf - sehr beeindruckend - riesige, vor Gischt schäumende Wellen auf.
 

Oben im Atelier erlebten die Gäste eine andere Seite an Michael Franke – den des begeisterten Surfers, was sich in den dort gezeigten Bildern widerspiegelte. (Foto: Gemeinde Wachtberg/mf)


„Auf dem Surfbrett kann ich zwar nicht malen“, lachte Franke, „aber ich beobachte die Wellen“.

Anscheinend hat er das oft getan, denn oben hingen, in großen und kleineren Formaten, rundum solche beeindruckenden, in Öl gefasste Franke’sche Meeres-Beobachtungen.