Abschlusskonzert begeisterte mit Operettenmusik
... und bestens aufgelegten Musikern
Mit großer Freude schaute Gastgeber Michael Franke in seiner Begrüßungsrede auf die diesjährigen Kulturwochen zurück. Er dankte der Gemeinde Wachtberg für dieses immer wieder tolle Kulturevent, für den „Esprit, der hier herrscht“.
Franke hatte dieses Jahr gleich für sieben Veranstaltungen seine Räumlichkeiten geöffnet. Über 500 Gäste habe er begrüßen können, strahlte Franke. In Zeiten von Corona und Krieg bleibe die Sprache der Musik, der Malerei und Poesie zeitlos, sagte er. „Diesem Ziel soll das heutige Konzert dienen!“
Es muss was Wunderbares sein
Im Programmheft war noch Nika Afazel als Pianistin angegeben, sie fiel jedoch kurzfristig aus. Schön, dass Peter Bortfeldt einspringen konnte. Durch Auftritte bei Michael Franke ist auch er längst kein Unbekannter mehr im Ländchen. Dass das Konzert als „Ein Lied geht um die Welt“ angekündigt worden war, dann aber als „Es muss was Wunderbares sein“ stattfand, stiftete ebenfalls kaum Verwirrung, denn das, was die Zuhörerinnen und Zuhörer erlebten, war wirklich wunderbar.
Mit „Ich bin die Christel von der Post“ aus Carl Zellers „Der Vogelhändler“ begann das Konzert. Andrea Graff brillierte in der Rolle als Christel. Postkarten verteilend ging sie singend durchs Publikum. „Wir haben schon lange den Wunsch gehabt, Operette zu singen“, sagte dann auch Nico Heinrich nach Graffs Auftritt, der ihr sichtlich Spaß gemacht hatte. „Wir wollen Sie in dieser turbulenten Zeit entführen in eine andere Zeit!“ Und das tat das Trio.
Gefühlvoll war Graffs folgende Darbietung von Robert Stolz‘ „Spiel auf deiner Geige“ aus „Venus in Seide“. Gemeinsam mit Nico Heinrich begeisterte sie danach mit „Dein ist mein ganzes Herz“ von Franz Lehár aus „Das Land des Lächelns“. Wenn Heinrich mit seiner tragenden Stimme sang: „Wo Du nicht bist, kann ich nicht sein…sag auch mal mir, ich hab‘ dich lieb“, konnte man die Liebessehnsucht nicht nur hören.
Operette ist immer auch Mimik, Schauspielerei, und das beherrschen sowohl Andrea Graff als auch Nico Heinrich ausgezeichnet.
Ihr Pas-de-deux mit Franz Lehárs „Meine Lippen, sie küssen so heiß“ aus „Giuditta“ riss das Publikum bereits zu „Bravo!“-Rufen hin.
Ebenso das anschließende Spiel von Hin- und Abwendung mit dem Lied „Lippen schweigen“ aus Lehárs „Die lustige Witwe“.
Bravourös auch Peter Bortfeldts folgende Intonation des Stückes „Hör ich Cymbalklänge“ aus Lehárs „Zigeunerliebe“, bei dem Sopran und Klavier sich virtuos gegenseitig steigerten.
Beschwipst vom Champagner
Partylaune kam schließlich auf, als sich Heinrich beim Lied „Trink Liebchen, trinke schnell“ aus Johann Strauss‘ „Die Fledermaus“ mit Champagner und Gläsern zu Graff gesellte. Diesem „König aller Weine“, wie es im nächsten Stück „Im Feuerstrom der Reben“, ebenso aus „Die Fledemaus“, hieß, huldigten sie dann sogar ein zweites Mal. Ob’s am Alkohol gelegen hat? Jedenfalls verstand Graff es herrlich, das „Schwipslied“ aus Strauss‘ „Eine Nacht in Venedig“ nicht nur gesanglich, sondern auch mimisch wunderbar darzubieten. Operette, da darf Ralph Benatzkys „Im weißen Rößl“ nicht fehlen. Alleine und im Duett gabs daraus unter anderem „Mein Liebeslied muss ein Walzer sein“ sein, und da schwangen die Beiden mal eben das Tanzbein.
Lasziv auf dem Klavier
Operette ist aber nicht nur lustig, auch ernsthafte Kompositionen wie „Youkali“ von Kurt Weill hatte das Trio ausgewählt. Begleitet vom zurückhaltend gespielten Klavier erzeugte Graff mit ihrer sehr berührenden, sehnsuchtsvollen Darbietung ergreifendes Gänsehaut-Feeling. Traurig und melancholisch auch Heinrichs folgendes Lied „Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben“. Bravo!
Aber das war’s dann mit dem Ernst des Lebens. Graff überzeugte anschließend amüsant listig mit „Die Kleptomanin“ von Friedrich Hollaender und Heinrich köstlich cool als Verführer mit dem bekannten Lied „Ich brech‘ die Herzen der stolzesten Frau’n“.
Dass es den beiden großen Spaß machte, zeigte sich auch darin, dass sich Graff beim nächsten, ebenso bekannten Lied „Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben“ kurzerhand aufs Klavier schwang und von dort oben lasziv die selbstbewusste Frau mimte (siehe Foto ganz oben).
Derart musikalisch und mimisch in Fahrt beendeten die Musiker mit „Maria“, „Somewhere“ und „Tonight“ aus Leonard Bernsteins „West Side Story“ bravourös und unter großem Applaus den Abend.
Standing Ovations für ein tolles Konzert!!!
„Ich fühle mich ins Youkali-Wunderland entführt“, sagte der stellvertretende Bürgermeister Volker Gütten begeistert.
Er dankte in der offiziellen Abschlussrede allen Künstlerinnen und Künstlern für diese wieder so wunderbar gelungenen Wachtberger Kulturwochen.
DAS WAREN DIE 15. WACHTBERGER KULTURWOCHEN!