Von Bacchus, Niobe und Narcissus

16. Wachtberger Kulturwochen (Banner)

 

 

Im kleinen Kreis im privaten Ambiente ihres Zuhauses hatte Contzen erneut zu „Metamorphosen“ eingeladen - zu alten Gedichten in altem Versmaß, ausgesucht und in Hexametern von ihr verdichtet. Begleitet wurde die Niederbachemer Autorin nicht wie seinerzeit musikalisch von der inzwischen leider verzogenen Oboistin Susann Scheibling, sondern diesmal von Katharina Thölken als Zweitstimme.

Lyrik-Lesung: Lesung „Metamorphosen“ von und mit Ursula Contzen. (Foto: Gemeinde Wachtberg/mm)

 

Der Hexameter ist das klassische Versmaß der epischen Dichtung, er zeichnet sich durch seine Rhythmik und Betonung aus. Besonders schöne Beispiele hierfür sind Ovids Metamorphosen. Der antike römische Dichter führt darin rund 250 Verwandlungsgeschichten aus der griechischen und römischen Mythologie auf.
 

Lesung „Metamorphosen“ von und mit Ursula Contzen. (Foto: Gemeinde Wachtberg/mm)

Einigen davon hatte sich Ursula Contzen lyrisch auf neue Weise gewidmet, das klassische Versmaß aber beibehalten. In der Schule habe sie Hexameter kennengelernt, erzählte sie, und da bereits habe sie diese Gedichtform fasziniert.

 

Bei den ausgewählten Metamorphosen ginge es um Menschen und Halbgötter, die - bestraft oder aus Not gerettet - verwandelt würden, erläuterte sie.

 

Bacchus, der im Übermaß dem Weingenuss frönt, ist vielen bekannt. Das Schicksal von Niobe, die mit ihren 14 Kindern über diejenigen lästerte, die keine oder weniger Kinder hatten und darüber in einen Felsblock verwandelt und ihre Kinder getötet wurden, war dagegen deutlich tragischer.

Die Fahrt von Phaeton auf dem eigentlich nur dem Sonnengott vorbehaltenen Wagen, die schließlich eine Feuersbrunst auslöst, wusste Contzen geschickt ins Hier zu transferieren. Auch heute seien die Erde und die Menschlichkeit bedroht, die Gier nach Macht brächte nach wie vor oft genug nur Unglück.

Lesung „Metamorphosen“ – als Zweitstimme Katharina Thölken. (Foto: Gemeinde Wachtberg/mm)


Über Pan, von dem vielen die Panflöte sicher geläufig ist und dessen Geschichte Contzen auch zu erzählen wusste, die Nymphe Arethusa bis hin zu Narcissus, dem Jüngling, der sich in sein eigenes Spiegelbild verliebt und darüber in eine Blume verwandelt wird, verstand Contzen es auf ihre ruhige Art die Zuhörer für diese vielen Schicksale einzunehmen.


Die Lesung erhielt zudem mit Katharina Thölken und deren klarer, tragender Stimme einen interessanten Akzent. Und so wurde diese Lyrik-Stunde im wechselvollen Zusammenspiel von Gastgeberin und Zweitstimme zu einem Erlebnis ganz besonderer Art, das noch lange nachwirkte.