Für das Konzert, am Klavier begleitet von Sophie Sczepanek, hatte er sich gemeinsam mit der Sopranistin Andrea Graff von der Zeitungs- und Nachrichtenwelt inspirieren lassen.
Denn die Komponisten aus der Vergangenheit, war im Konzert-Begleittext zu lesen, seien stets auch Wegweiser in den gesellschaftlichen Strömungen ihrer Zeit gewesen.
Oft genug würden sich die Umstände, die großen bewegenden Fragen wiederholen und nicht selten die Erkenntnis deutlich werden, nur begrenzt aus der Geschichte gelernt zu haben.
Die ausgewählten Werke böten so immer wieder Ansätze für neue Perspektiven.
Und so hielt die Veranstaltung, die im schönen Ambiente des Ateliers von Michael Franke stattfand, auch die eine oder andere Überraschung bereit. Heinrich und Graff moderierten das Programm, indem sie passend zur Musik und zur jeweiligen Rubrik Zeitungsartikel aus früheren Zeiten vorlasen.
Unter den „Gesellschaft“s-Seiten sang Graff die Arie der Marie „Wir armen, armen Mädchen“ aus Peter Lortzings „Der Waffenschmied“, damals und heute ein Thema, wie die aktuelle Me-Too-Debatte zeigt. Selbst in der Rubrik „Wetter“ ließ sich mit Richard Wagners Lied „Das Treibhaus“ ein Bogen zur heutigen Klimakrise schlagen, und unter „Wirtschaft“ besang Andrea Graff mit Gustav Mahlers Lied „Irdisches Leben“ das tragische Schicksal eines hungrigen Kindes.
Weniger ernst, dafür umso lustiger und in Fußballtrikots gekleidet, amüsierten Heinrich und Graff auf den „Sport“-Seiten mit Gioachino Rossinis „Katzenduett“ – Duetto buffo die due gatti. Da war der Text denkbar einfach, bestand er doch nur aus Miaus.
Kriminalfälle und Verbrechen, damals wie heute immer für Schlagzeilen gut, verknüpften die beiden mit Franz Schuberts Liedern „Der Zwerg“ und „Die Forelle“. Gar als „Rattenfänger“ beschuldigte Graff in Sergei Rachmaninows Lied einen Mann, der sie mit Waffengewalt habe gefügig machen wollen.
Heinrich setzte anschließend mit Kurt Weills Moritat des Ganoven Mackie Messer, „Und der Haifisch, der hat Zähne“, aus der „Dreigroschenoper“ ausdrucksstark einstige Gangsterbanden in den Focus, ein heute als Clankriminalität noch immer gegenwärtiges Problem. „Der Tod, das ist die kühle Nacht“ von Johannes Brahms passte danach gut unter die Rubrik „Todesanzeigen“.
Aber eine Zeitung wäre nichts ohne Klatsch und Tratsch. Mit Camille Saint-Saëns‘ Arie „Mon coeur s’ouvre à ta voix“ der Dalila aus „Samson und Dalila“ bespielten Heinrich und Graff im Duett dieses Genre perfekt. Graffs Solo mit Kurt Weills „Der Abschiedsbrief“, in dem sie - auf dem Flügel sitzend - an einem nicht erschienenen Verehrer kein gutes Haar ließ, begeisterte ebenfalls die Gäste. Und was wäre eine Zeitung nicht ohne wenigstens einen Reisebericht. Auch hierzu fanden sich mit den Liedern „Komm in die Gondel“ und „Wiener Blut“ von Johann Strauß passende musikalische Schlagzeilen.
Da soll mal jemand sagen, Nachrichten und Musik seien zwei gänzlich unterschiedliche Dinge. Das Publikum dankte den drei Vortragenden für diese ungewöhnliche, dabei äußerst unterhaltsame musikalische Beleuchtung von, wie sich zeigte, zeitlosen Themen mit langem Applaus. Bravo!