Nachbau eines Kasseler Langofens in Adendorf

Nachbau eines Kasseler Langofens in Adendorf


In einer großen Gemeinschaftsaktion haben die Adendorfer den Nachbau eines Kasseler Langofens errichtet und den Dorfplatz neu gestaltet.

Kasseler Langofen Adendorf

Der Abendhimmel über Adendorf leuchtet. Es raucht und qualmt, Funken sprühen und schließlich schlagen meterhohe Flammen aus dem Nachbau eines Kasseler Langofens, jener Ofenform, die noch vor dreißig Jahren, mit Holz und Kohle befeuert, die Väter und Großväter der Adendorfer Töpfer für ihr Handwerk benutzten. Die jungen Töpfer heute lassen diese alte Tradition wieder lebendig werden und brennen Töpferware mitten auf dem Dorfplatz – zur Freude der zahlreich erschienenen Beobachter dieses Spektakels …. so geschehen auf den letzten Töpfertagen im Oktober.

Dass Adendorf um diese Attraktion reicher ist, verdankt es einer Aktion ganz besonderen Ausmaßes. Mitten auf dem Dorfplatz steht der Ofen und ist nicht nur begreifbar gewordene Geschichte sondern auch ein Zeichen für gelebtes Handwerk und Gemeinschaft in der Gegenwart.

Kasseler Langofen Adendorf

Am Anfang, zum Jahresende 2004, stand die Idee der Töpfer, durch den Nachbau eines Langofens das Töpferhandwerk in Adendorf für Besucher nicht nur zu den Töpfertagen sondern das ganze Jahr hindurch attraktiver zu machen. Im Original früher zwischen dreißig und fünfzig Kubikmeter groß, musste der Nachbau auf dem Dorfplatz natürlich kleiner konzipiert werden. Alte Zeichnungen von Kasseler Langöfen waren noch vorhanden, so dass anhand dieser Vorlagen ein kleineres, zwei Kubikmeter umfassendes Exemplar geplant werden konnte. So weit so gut, dachten die Töpfer, doch woher sollten sie die Mittel nehmen, um ihr Projekt realisieren zu können, aber da hatte ihre Idee bereits zahlreiche begeisterte Anhänger gefunden. Adendorfer Bürgerinnen und Bürger, die Adendorfer Ortsvertretung, die vielen Ortsvereine, Politiker, Verwaltung und der Rhein-Vorreifel Touristik e.V. – alle sagten ihre Unterstützung zu. Weit über die Grenzen von Adendorf hinaus meldeten sich Sponsoren, die bereit waren, sich am Bau zu beteiligen.


Kasseler Langofen Adendorf

Der Adendorfer Architekt Helmar Guntau fertigte die Pläne. Die Genehmigung durch den Bau-Ausschuss wurde erteilt; die Mitglieder standen voll hinter dem Projekt. Auch die Erlaubnis durch die Bauaufsichtsbehörde ließ nicht lange auf sich warten. Bei der Umsetzung wurde es dann wieder spannend. Ein Brennofen, der Hitze bis 1400 Grad aushalten muss, benötigt besonders stabiles Material. Derart temperaturbeständige Schamotte-Steine fanden sich im Westerwald. Anfang August 2005 wurde mit den Arbeiten begonnen. Der Ofen sollte auf dem unteren Teil des Dorfplatzes in den Hügel hineingebaut werden und mit der bestehenden Mauer einen Abschluss bilden. So kann er bequem befeuert werden und ist von der Straße aus gut sichtbar. Zahlreiche Helfer packten mit an, hoben die Erde aus, mehrere Sponsoren unterstützen die Arbeit finanziell und materiell. Dank der großartigen Hilfe war der Ofen schneller fertig als geplant und konnte bereits am 25. August 2005 erstmals offiziell vorgestellt werden – noch nicht verklinkert aber voll funktionsfähig. Als Schirmherr konnte Dr. Norbert Kühn, Leiter des Rheinischen Archiv- und Museumsamtes des Landschaftsverbandes Rheinland, gewonnen werden. Der erste historische Brand am 24. September 2005 wurde ein voller Erfolg. Dirk Holtermann vom WDR hat die Gemeinschaftsarbeit vom ersten bis zum letzten Stein auf Fotos und im Film festgehalten. Über den Brand an den Töpfertagen im Oktober 2005 wurde live im WDR-Fernsehen berichtet.

Im Frühjahr 2006 verklinkerten die Adendorfer ihren Ofen und stellten ihn damit endgültig fertig. Alle an diesem Projekt beteiligten Sponsoren sind auf der seitlichen Klinkerwand namentlich festgehalten.

Kasseler Langofen Adendorf

Der Nachbau des Kasseler Langofens ist inzwischen zum Mittelpunkt des Dorfplatzes und die Tage, an denen die Töpfer ihn anfeuern, sind zu einem festen Bestandteil des dörflichen Lebens geworden. Schnell war klar, dass der Dorfplatz nun einer Neugestaltung bedarf. Der Festausschuss und sein damaliger Vorsitzender Egon Meidow setzten sich besonders hierfür ein. Wieder zogen alle gemeinsam an einem Strang – Töpfer, Bürger, Ortsvertretung und die Vereine. Bei den Töpfertagen 2005 sollten die Einnahmen aus der Bewirtung der Gäste für den Dorfplatz gesammelt werden. Der Erlös hieraus deckte schließlich die Kosten für den Erwerb der Pflasterklinker. Hilfe kam auch aus der Verwaltung. Der Ausschuss genehmigte das Vorhaben, Gerd Engel, Leiter des Bauhofs, fertigte den Plan, Bürgermeister Hüffel sagte zu, Mitarbeiter des Bauhofs für die Pflasterarbeiten zur Verfügung zu stellen. Im Frühjahr war es so weit. Keramikpflaster-Steine wurden gekauft, Erdarbeiten erledigt. Wieder halfen unzählige starke Hände mit. Schließlich konnten die Mitarbeiter des Bauhofs unter Beweis stellen, dass sie neben den sonst üblichen Reparaturarbeiten auch sehr kreativ Neues gestalten können.


Am 22. September 2006 konnte der neue Dorfplatz eingeweiht werden.

Zu den Töpfertagen im Oktober wurde er erstmals dem großen Publikum präsentiert. Der Abendhimmel über Adendorf flimmerte. Es rauchte und knisterte aus dem Ofen auf dem Dorfplatz. Alle schauten mit leuchtenden Augen in die Glut. Und da standen sie nebeneinander: Die Besucher staunend und neugierig, die Adendorfer froh und stolz auf das, was sie gemeinsam geschafft haben.

Schluss mit dem gemeinschaftlichen Engagement ist aber damit nicht. Neue Ideen und Pläne haben sie bereits, die Adendorfer. Allen Beteiligten, fleißigen Helfern und Sponsoren sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt. Schön, dass es solch ein gemeinschaftliches Engagement in Wachtberg gibt!