Er sprach damit den Gästen aus der Seele. Denn das Trio hatte ein Konzert gegeben, dass überwältigend war. Aber von vorne…
Das Evangelische Gemeindehaus in Niederbachem war mit rund 100 Gästen mehr als voll besetzt, als die bekannte Wachtberger Cellistin Hyewon Lee-Scholl diese begrüßte und sich freute: „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal mit meinen Freundinnen ein Konzert hier spielen würde!“ Ihre Freundinnen, das sind die Pianistin Minju Song und die Flötistin Taeyon Kim. Als Trio KoRio hatten sie ein klassisches Musikprogramm zusammengestellt und bescheiden als „Sommerkonzert“ angekündigt.
Aber bereits das erste Stück ließ die Zuhörerinnen und Zuhörer aufhorchen. Schnell wurde deutlich, dass hier drei Profimusikerinnen agieren. Flott und heiter präsentierten die Drei das „Trio für Klavier, Flöte und Cello“ des tschechischen Komponisten Bohuslav Martinu. Nach diesem Einstand trat Kim mit ihrem virtuosen Spiel auf der Flöte das erste Mal hervor. Gemeinsam mit Song am Klavier trug sie Francois Bornes „Fantaisie brillante“ zu Carmen vor und verstand es wunderbar, alle Emotionen mit den teils bekannten Melodien dieser Oper von Georges Bizet zum Tragen zu bringen. Mit Frédéric Chopins „Brillante Polonaise für Cello und Klavier“ bewies auch Lee-Scholl ihre ebenso überragende Kunstfertigkeit am Cello. Mit einem Stück des brasilianischen Komponisten Heitor Villa-Lobos, dem „Assobio a jato – The Jet Whistle“ für Flöte und Violoncello, stand ein spannendes weiteres Stück auf dem Programm. Hierbei käme eine besondere Querflötentechnik zum Einsatz, erläuterte Lee-Scholl in ihrer Ankündigung und machte so neugierig auf das, was kommen würde. Und wahrlich, Kim entlockte zu Beginn des ersten Satzes, dem „Allegro non troppo“ der Flöte Töne, die an Vogelgezwitscher denken ließen. Während das folgende „Adagio“ schön wehmütig und tragend klang, kam das abschließende „Vivo“ wieder äußerst lebhaft daher. Interessant das Ende, da wurde es ganz leise, schließlich hauchte Kim nur leicht in ihr Instrument. Wunderbar!
Mit dem „Trio für Flöte, Cello und Klavier in g-Moll“ von Carl Maria von Weber standen dann wieder alle drei Musikerinnen auf der Bühne. Die vier Sätze spielten sie mit einer Präzision, die begeisterte. Vom „Allegro moderato“, dem „Scherzo Allegro vivace“ bis zum „Andante espressivo“ und „Finale. Allegro“. Besonders auch der vorletzte Satz, in dem nacheinander, erst die Flöte, dann das Klavier und das Cello, Schäfers Klage anstimmten, war einzeln wie auch im Zusammenspiel so berührend traurig schön. Für den Schluss hatte sich das Trio eine Variation von Astor Piazzolla zu Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ ausgewählt. Wenn ein bekannter Tango-Komponist Vivaldis Frühling intoniert, dann kann das nur sehr lebhaft werden. Und so war in dessen „Primavera Portena“ der Tango-Rhythmus auch deutlich herauszuhören. Voller Temperament und Leidenschaft zeigte sich so der Frühling bei Piazzolla. Mit der gleichen Leidenschaft spielten auch Kim, Song und Lee-Scholl das Stück.
Mit minutenlangem Applaus und Standing Ovations dankte das Publikum den drei Musikerinnen für dieses herausragende Erlebnis. Eine Zugabe hatte das charmante Trio auch vorbereitet. Da sie alle aus (Süd)Korea kämen, würden sie gerne ein Lied aus ihrer Heimat spielen, sagte Lee-Scholl. Darin ginge es um das Gefühl des Vermissens – mit Blick auf die Trennung von Süd- und Nordkorea. Berühmte Sänger wie Pavarotti hätten es bereits schon gesungen. Erwartungsgemäß war auch diese musikalische Darbietung des Trios, insbesondere durch seine zarten Klänge, wieder sehr anrührend. Nochmals erhielt das Trio langen Applaus.
Selten hat ein Konzert die Zuhörerinnen und Zuhörer so berührt. Gütten ließ seiner Begeisterung freien Lauf und dankte den Musikerinnen aus ganzem Herzen: „Was für ein Glück für Wachtberg, so eine Cellistin hier zu haben… und die zwei solche Freundinnen hat!!!“
Der Beigeordnete Swen Christian, der mit Ehemann Alexander anwesend war, schloss sich der Begeisterung an und bedankte sich bei Marlies Frech und Margrit Märtens: „Ihr habt die Kulturwochen ins Leben gerufen und damit etwas Einzigartiges geschaffen. Eure siebzehnte Veranstaltung ist inzwischen meine Siebente und ich hoffe, dass noch viele folgen. Ich danke Euch herzlichst und auch allen Mitwirkenden und dem Publikum für seine Treue!“
Applaus und Abschied
Wer da dachte, das Konzert wäre zu Ende… mitnichten, denn Lee-Scholl hielt noch eine Überraschung bereit. Noch eine Zugabe hätten sie, die wollten sie extra für Marlies Frech und Margrit Märtens spielen, denn diese beiden würden demnächst in Rente gehen und hätten somit das letzte Mal die Wachtberger Kulturwochen organisiert und begleitet. Da wurde es mit Ennio Morricones „Gabriel’s Oboe“ dann richtig herzergreifend, dass sogar die eine oder andere Träne floss. Märtens und Frech bedankten sich dafür sehr bei Lee-Scholl und ihren Mitspielerinnen und nutzten die Gelegenheit, um Frechs Nachfolgerin in der Kulturarbeit, Monique Lebahn, vorzustellen sowie den Auszubildenden René Gottschling, der die Öffentlichkeitsarbeit während der Kulturwochen bereits kräftig unterstützt hatte und in diesem Bereich auch weiter mitwirken möchte.
Ein Abschied zwar, aber kein Ende… man kann sich also wieder freuen auf die 18. Wachtberger Kulturwochen im nächsten Jahr.