Das Solokonzert stand unter dem Titel „Ewige Freundschaft: Franz Liszt und Richard Wagner“. Gastgeber Franke schlug in seiner Begrüßung einen Bogen von Liszt und Wagner über deren von Goethes Werk beeinflusster Musik zu seinen von Dantes Werk inspirierten Bildern. Inspiration aus antiken Werken sei ein Kontinuum, resümierte er, um dann mit Blick auf das Programm anzufügen: „Bei Liszt wird daraus ein musikalisches Feuerwerk!“
Konstantin Zvyagin freute sich, zum bereits zweiten Mal hier spielen zu dürfen. Den ersten Teil des Konzertabends widmete er Franz Liszt. Und was der junge, 1990 in der altrussischen Stadt Nowgorod geborene Musiker mit Masterabschluss an der Kölner Hochschule für Musik und Tanz sowie Preisträger zahlreicher internationaler Auszeichnungen dann den Zuhörerinnen und Zuhörern bot, war unbeschreiblich. Mit einer Virtuosität, die gleichermaßen Kraft und Empathie verströmte, dabei gänzlich frei und ohne Noten, intonierte Zvyagin aus Liszts „Anneés de pèlerinage“ unter anderem die Stücke „Venezia“ und „Les jeux d’eaux à la ville d’Este“. Zu letzterem sei Liszt von den berühmten Fontänen und Wasserspielen der Villa d’Este angeregt worden, erläuterte Zvyagin, der es dann auch vortrefflich verstand, eben dieses verspielte Wassermoment sensibel herauszuarbeiten. Mit „Après une lecture du Dante“ griff Zvyagin sogar eine Komposition Liszts auf, zu der dieser durch Dantes „Göttliche Komödie“ inspiriert worden war - wie auch Gastgeber Michael Franke, der sich in seinen Arbeiten ebenfalls umfangreich mit eben diesem Werk Dantes auseinandergesetzt hat.
Der zweite Teil des Abends stand ganz im Zeichen von Richard Wagner. In langjähriger Freundschaft verbunden, mit Höhen und Tiefen, soll Liszt über seinen Musikerfreund Wagner einmal gesagt haben: „Er hat das Große und Hehre in der Kunst der Jetztzeit vollbracht!“ Zvyagin hat sich über fünf Jahre intensiv mit Richard Wagners Musik beschäftigt. Aus dieser Arbeit ist, transkribiert für Klavier, eine Suite in acht Bildern entstanden - „Wagners Ring“ mit Transkriptionen aus dem „Ring der Nibelungen“. Im letzten Jahr wurde er für diese Arbeit durch die „Richard-Wagner-Stipendienstiftung“ ausgezeichnet. Über sich und diese Arbeit sagte Zvyagin mit einem Schmunzeln: „Vielleicht finden sich noch andere verrückte Pianisten, die Wagner auf dem Klavier spielen wollen?!“ Als Musiker hatte er sich da bereits in die Herzen der Gäste gespielt, nun auch mit seinem natürlichen Charme. Ingesamt vier Bilder aus seiner Suite wolle er vortragen. Im ersten, „Walhall“, wurde die Götterburg mit Gewittergrollen und dem Gesang der Rheintöchter bespielt. Im vierten Bild, „Liebesbund“, entwickelte Zvyaghin aus dem anfänglichen Prolog ein wunderschönes Liebesduett. Dramatisch kam das siebte Bild der Suite, "Trauermarsch", daher - Hagen tötet Siegfried. Mit dem letzten, dem achten Bild, „Feueropfer“ löst sich alles auf. Brunhilde opfert sich, um die Welt zu erlösen, die Rheintöchter bekommen den Ring zurück und Walhall verbrennt.
Wie Zvyagin dieses monumentale Werk Wagners einzig auf eine Klavierversion komprimiert und keine der zahlreichen Facetten ausgelassen hat, mit welcher Virtuosität er den Tasten derartig Komplexes entlockte und das alles ohne ein einziges Notenblatt, das war überragend. Dieses Konzert war ganz große Musik und so blieb es nach dem letzten Ton auch einen Moment ganz still, bis dann das Publikum mit brandendem Applaus Konstantin Zvyagin für ein einzigartiges Erlebnis dankte. Bravo! Bravo! Bravo! Mit der Zugabe von Wagners „Walkürenritt“ ging dieser besondere Abend mehr als würdig zu Ende.